Paßformprobleme am Schnitt ändern
Das Problem: eine ungleiche Hüfte.
Nachdem wir uns mit dem Thema Balance (hier klicken) beschäftigt haben, möchte ich euch zeigen, wie man die ungleiche Hüftpartie bereits im Schnitt berücksichtigt.
Wichtig zu wissen: Der Saum bleibt gleich, wir beheben das Probelm "oben".
Vorbereitung:
Das Schnittmuster für die vordere und rückwärtige Partie wird je 2 x benötigt, muß also zweimal kopiert werden.
Dann werden die Teile an der Mittellinie zusammenklebt, so daß ein "ganzer" Schnitt vorhanden ist (normaler weise kopieren wir einen halben Schnitt).
Zuerst zeichnen wir in Hüfthöhe, das ist ca. 20 cm unterhalb der Taille, eine waagerechte Änderungslinie ein.
Wer es ganz genau machen will: Taille mit einem Band am Körper markieren wie hier in diesem Post beschrieben und dann mittels Maßband nachmessen, wo die stärkste Stelle an de Hüfte ist. Diesen Abstand dann nutzen, in der Regel sind es die genannten 20 Zentimeter.
An der Seite mit der flacheren Hüfte zeichnest Du nun eine senkrechte Linie von der Abnäherspitze bis zur markierten Hüftlinie ein.
Beide Linien (markierte Hüftlinie und die eingezeichnete senkrechte Linie von der Abnäherspitze zu Hüftlinie) kreuzen sich. Von diesem Punkt aus zeichnest Du nun eine Linie bis zur Abnäherspitze der stärkeren Hüftseite.
Nun benötigen wir eine Schere.
Beide Abnäher werden nun mittig aufgeschnitten.
Auf der markierten senkrechten Abnäherlinie bis zur Hüftlinie!
Außerdem werden die Schnittteile entlang der Hüftlinie bis zum senkrechten Einschnitt und weiter fortlaufend entlang der schrägen Änderungslinie bis zur Abnäherspitze eingeschnitten.
Nun werden die auseinandergeschnitten Teile um den errechneten Betrag wieder übereinander geschoben.
Welcher errechnete Betrag?
Klick hier nochmals zum Post über die Balance und sieh dir die Zeichnung mit den grünen Pfeilen an.
Laß dir beim Messen unbedingt helfen!
Die Differenz aus den beiden abgemessenen Werten ist der Betrag um den du die Schnittteile überreinander schieben mußt.
Nun alles festkleben.
Damit die Abnäher nun nicht schräg verlaufen , müssen wir sie neu anzeichnen.
An welche Stelle?
Die Abnähermitte muß im rechten Winkel zur eingezeichneten Hüftlinie verlaufen.
Zuletzt noch ein Wort zur Mittellinie.
Auch die Mittellinie, also rückwärtige und vordere Mitte, muß neu eingezeichnet werden. Am besten ein langes Lineal, oder einen anderen langen geraden Gegenstand nehmen. Bitte die Mittellinie nicht mit einem kurzen Lineal "stückeln", denn gerne verschiebt man unabsichtlich die Linie ein bißchen und es kann passieren, daß beim Zuschnitt der Fadenlauf nicht mehr stimmt.
Das Lineal wird an der ursprünglichen oberen Mitte angesetzt und eine Senkrechte gezogen.
Fertig.
Nun sind auf dem Schnitt zwei unterschiedliche Schnitthälften zu sehen, die perfekt passen sollten.
So wird angezeichnet, aufgeschnitten und die Teile verschoben:
Und so sieht der angepaßte Schnitt fertig aus:
Das Problem: Der Bauch.
Dieses "Problem" erkläre ich anhand eines Hosenschnittes, denn diesen Post habe ich noch aus meiner Hosennähzeit als Entwurf gespeichert. Aber egal, der Bauch stört ja bei Rock und Hose ;-)
Sofern man wiederholt das Problem mit einer größeren Änderung beim Nähen hat, bietet es sich an, sich einmal die Mühe zu machen und sich einen eigenen Schnitt mit den richtigen Änderungen zu estellen.
Diesen Schnitt kann man dann auf alle künftigen Standardschnitte auflegen und die Maße übernehmen.
Die benötigte Schnittmustergröße bei Röcken und Hosen richtet sich IMMER nach der Hüftweite.
Die Vorarbeit: Das Maß-Nehmen.
Wieviele Zentimeter müssen wo zugegeben oder weggenommen werden?
Die fehlende Weite ergibt sich aus der Differenz zwischen eigener gemessener Taillenweite und der Weite lt. Maßtabelle eures Schnittmusters.
Wieviel an Länge zugegeben werden muß richtet sich nach der fehlenden Weite.
Wenn bis zu 4 Zentimeter Weite fehlen, dann bleibt die vordere Länge unverändert.
Fehlen 4 bis 6 Zentimter, dann müssen 0,5 Zentimeter Länge eingefügt werden.
Fehlen 6 bis 8 Zentimeter, dann muß 1,0 Zentimeter an Länge eingefügt werden.
Zuerst wird am Schnitt die fehlende Länge eingezeichnet.
Falte das Schnittteil so, daß die innere Beinnaht auf die Seitennaht trifft. Diese Bruchlinie entspricht der Mitte. Das Schnittteil wieder auseinanderfalten und die Bruchlinie mit einem Stift deutlich markieren.
Nun zeichnest Du ca. 15 Zentimeter unterhalb der Taille eine waagerechte Linie ein. Diese Linie muß genau im rechten Linie zur einzeichneten Mittellinie verlaufen.
Als nächstes zeichnest Du ca. 10 Zentimeter neben der Seitennaht eine weitere senkrechte Linie ein.
Jetzt wird der Papierschnitt aufgeschnitten, und zwar an der waagerechten Linie von der vorderen Mitte bis knapp an die Seitennaht und an der senkrechten Linie bis knapp vor dem waagerechten Einschnitt.
Alle bis hierher beschriebenen Arbeitsschritte sieht Du in Abbildung Nr. 1.
Weiter zu Abbildung Nr. 2:
Jetzt wird das Schnittteil von der vorderen Mitte bis zum senkrechten Einschnitt auseinandergeschoben und somit die Länge eingefügt. Wieviel an Länge steht weiter oben im Text rot markiert.
Vom senkrechten Einschnitt bis zur Seitennaht erfolgt die Zugabe keilförmig. An diesem nun entstehenden "Keil" mußt Du nun die obere Kante ausmessen und diesen Betrag von den Zentimetern abziehen, um die Du den Schnitt erweitern mußt.
Bis hierher ging es um die fehlende Länge .
Jetzt wird die Weite angepaßt.
Die im folgenden beschriebene Anpassung gilt für die Hose, beim Rock muß individuell angepaßt werden.
Sehen wir auf Abbildung Nr. 3:
In Kniehöhe (das sind im Schnitt die kleinen Querstriche) zeichnest Du eine waagerecht zur Mitte laufende Änderungslinie ein.
Nun das Schnittteil von oben an der Mittellinie entlang bis zur eingezeichneten Änderungslinie in Kniehöhe einschneiden.
An der waagerechten Änderungslinie in Kniehöhe von der Mitte aus bis knapp an den Rand einschneiden.
Zuletzt wird die fehlende Weite eingefügt, siehe Abbildung Nr. 4:
Fehlende Weite = weiter oben im Text rot markiert abzüglich des gemessenen Betrages vom "Keil".
Damit die Balance (hier klicken) erhalten bleibt achte unbedingt darauf, daß die waagerecht entstandenen Einschnittkanten beidseitig gleichmäßig auseinander geschoben werden.
Nun wird der Fadenlauf neu eingezeichnet.
Dafür verlängerst Du den Fadenlauf aus dem untersten nicht geänderten Schnitteil (also ab dem Saum) gerade nach oben.
Viel Erfolg!

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